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Die Geige und der Winter

Tipps für Transport und Akklimatisierung

Der Winter ist, wenigstens in Mitteleuropa, eine unberechenbare Jahreszeit: Grüne Weihnachten und ein noch grünerer Januar, dafür plötzlicher Frost im November oder tiefverschneite Landschaften bis in den März hinein – das haben wir in den letzten Jahren alles schon gehabt. Und zu den wetterbedingten Temperaturwechseln kommt für Streicher noch manch eine eisige Kirche, durch deren offene Türen kurz vor dem Adventskonzert feucht-lau-kalte Luft strömt …

Viele von euch werden diese Situationen kennen und wissen, wie anspruchsvoll das Handling eurer Geigen, Bratschen, Celli usw. sein kann. Dabei geht es nicht nur um lästiges Nachstimmen, weil die Wirbel im Prozess der Akklimatisierung ein vertracktes Eigenleben entwickeln, sondern auch um den bestmöglichen Schutz eurer Instrumente vor Beschädigungen. Deshalb haben wir in diesem Beitrag ein paar hilfreiche Tipps zusammengestellt, wie ihr gut durch die kalte Jahreszeit kommt.

1. Ein gut isolierter Geigenkasten oder Cellokoffer

Wenn ihr euer Instrument oft transportieren müsst und dabei häufig umsteigt oder längere Strecken zu Fuß zu bewältigen habt, solltet ihr über den Kauf eines ordentlich isolierten Kastens oder Koffers nachdenken. Bessere Modelle reichen die Außentemperatur in der Regel längst nicht so schnell nach innen durch wie günstigere. Leider finden sich in Zubehörkatalogen oft keine wirklich vergleichbaren Daten zu dieser wichtigen Eigenschaft, sodass ihr am besten den Rat erfahrener Musiker oder eines guten Fachgeschäfts sucht. Außenhüllen sind empfehlenswert, selbst wenn sie die Dämmwerte guter Koffer nicht erreichen.

2. Besser keine Heizquellen einsetzen

Manche Musiker schwören auf Taschenwärmer oder Kirschkernkissen, mit denen sie es ihrer Geige im Kasten „gemütlich machen“ – das können wir euch nicht empfehlen. Holz ist ein überaus wärmeempfindliches Material, und wenn eure Geige von der einen Seite Wärme bekommt, von der anderen aber Kälte, können gefährliche Spannungen entstehen, die Risse und gelöste Verleimungen provozieren können.

3. Der beste Tipp: Planung!

Je größer der Temperaturunterschied und je kürzer die Zeit für die Anpassung ist, desto problematischer ist es für euer Instrument. Deshalb sollte es sich über einen längeren Zeitraum langsam an die neue Umgebungstemperatur anpassen können. Dazu legt ihr es am besten im geschlossenen Kasten dort ab, wo ihr spielen wollt, und gebt ihm eine halbe Stunde Zeit für die Akklimatisierung. Sorgt im Winter also wann immer möglich für zeitliche Puffer in eurer Tagesplanung, damit ihr eurer Geige die Zeit lassen könnt, die sie braucht. Und vermeidet zu lange Aufenthalte im Freien, wenn es sehr kalt ist, damit sich der Koffer nicht zu weit abkühlt. Deshalb ist es auch keine gute Idee, die Geige im geparkten Auto liegen zu lassen. Kalkuliert bei der Tagesplanung, wie ihr die Temperatur auf einem möglichst einheitlichen Niveau halten könnt. Ähnlich belastend wie Temperaturdifferenzen sind übrigens auch Unterschiede der Luftfeuchtigkeit, weshalb ein Dampit im Inneren des Koffers wie ein Thermometer zur Standardausrüstung gehört, die ihr ggf. ergänzen solltet.

4. Sicherheitscheck bei gelösten Wirbeln

So gut wie alle Streicher haben schon erlebt, dass sie den Koffer öffnen und sich der eine oder andere Wirbel gelöst hat. Sollten aber einmal alle Saiten schlaff über dem Griffbrett hängen, solltet ihr vor dem Stimmen unbedingt einen Blick ins Innere des Instruments werfen. Wenn der Stimmstock ordentlich an seinem Platz steht, ist alles in Ordnung – wenn nicht, dürft ihr auf keinen Fall stimmen, da der Druck der Saiten die Decke zerstören kann. Wenn der Stimmstock also liegt, muss er auf jeden Fall zuerst wieder aufgerichtet werden.

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Mitglied von violinorum.de

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