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Wie oft soll man Cellosaiten reinigen?

Liebes Celloforum! Müssen die Saiten bei einem Cello eigentlich regelmäßig gereinigt werden? Mir ist an Weihnachten aufgefallen dass die Saiten am Cello von meinem Sohn nicht mehr so gut aussehen. Ja was soll ich sagen, sie sind lange nicht ausgewechselt worden … Er hat schon seinen Lehrer gefragt, aber der sagt das wäre schon noch o.K. Reicht es denn aus wenn er nach dem Üben die Saiten abreibt (mit einem Tuch)? Ich hab schon mal gegoogelt und gefunden, dass es Reinigungsmittel für die Saiten gibt. Ich habe kein Problem diese zu kaufen wenn es sein muss. Was meint ihr? Ach ja, ich spiele selbst kein Instrument, daher habe ich keine Erfahrung.

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Mitglied von violinorum.de

10 Comments Write a comment

  1. Danke für Ihre Antwort! Na, ich kenne mich nicht aus wie gesagt, da ist es gut wenn einem das ein Fachmann bestätigt. Die Saiten sind jetzt ungefähr zwei Jahre drauf. Wie ist das mit dem Staub auf dem Instrument? Mein Sohn passt da gut auf und wischt ihn mit einem alten Stofftaschentuch ab. Für meine Begriffe sieht das gut aus. Der Lack glänzt überall schön und gleichmäßig, da müsste man doch was sehen wenn was hängenbleiben würde?

    Kann man ein Cello eigentlich “nur” zum reinigen zum Geigenbauer bringen? Mit Alkohol da rangehen trau ich mir nicht zu.

  2. Hallo Ricardo!

    Ausdrückliche Warnung: Alkohol ist so ziemlich das schlimmste, was man einem Instrumentenlack antun kann! Traditionell werden zwei Arten von Lacken verwendet, da ist zum Einen Spirituslack, im wesentlichen Schelllack mit Harzzusätzen. Schelllack ist fast nur in Alkohol löslich – aber eben genau darin. Alkoholkontakt ruiniert also unweigerlich den Lack, übrigens ggf. auch den eines Bogens. Zum Anderen werden Öllacke auf der Basis von Pflanzenöl, bes. Leinöl, verwendet. Hierbei haben wir das Phänomen (aus der Gemälderestaurierung bekannt), daß sich junge Ölfarben/Lackschichten i.a. bis zu einem Alter von etlichen Jahrzehnten nicht in Alkohol anlösen lassen, ältere Schichten aber sehr wohl – ich würde es nicht drauf ankommen lassen…

    Üblich und für einen Laien durchführbar ist die Reinigung der Saiten von Kolophoniumrückständen an den Kontaktstellen zum Bogen mittels Alkohol/Spiritus – aber bitte nur mit einem gerade angefeuchteten Tuch aus dem keine Flüssigkeit mehr heraustropfen kann.

    Manche GB empfehlen zur Instrumentenpflege, bes. zum Entfernen von Kolophoniumrückständen, Microfasertücher – aber bitte nur solche vom GB nehmen, keine vom Discounter nebenan.

    Lackpflege ist nicht so ganz einfach. Z.B. ist das altbekannte Viol ein bewährtes Pflegemittel für Öl- und Spirituslacke auf Streichinstrumenten, es zerstört aber z.B. den Nitrolack alter E-Gitarren.

    Ein Instrument “nur” zur Reinigung – bei der ja manches schief gehen kann – zum GB zu bringen ist eine überaus gute und durchaus übliche Vorgehensweise.

    Grüße

    Thomas

  3. Da hat Thomas wieder recht. Saiten reinigen nur mit Vorsicht. Lack selbst reinigen würde ich quasi nicht – bin auch kein Freund von Viol, aber das ist eine persönliche Sache.
    Gleich nach dem Spiel abwischen ist eben das Beste. Dann spart man sich das Geld, was sonst der Profi verdienen muß. Der Kolophoniumstaub frisst sich in den Lack ein, wenn er dort länger liegt und kann dann nicht mehr einfach entfernt werden. Dann geht es nur noch mit schärferen Massnahmen. Da erlebt man dann auch als Profi manchmal überraschungen. Wenn Lack z.B. schon beim schief anschauen sich ablöst…
    Herzliche Grüße
    Jean Severin

  4. Hallo Jean!

    Ich wollte keine Werbung für ein bestimmtes Produkt machen, das ich selbst übrigens auch nicht verwende. Es sollte nur als Beispiel dafür dienen, daß eine Substanz für empfindliche Lacke aus Naturprodukten geeignet sein kann, für wesentlich (mechanisch) robustere synthetische Lacke aber nicht. Ich selbst habe das genannte Produkt mal auf einer Groschenstück großen Fläche einer Gibson Gitarre getestet – der Lack löste sich. Pflegemittel für solche Lacke basieren auf Mineralölprodukten und die darf man wiederum einem Streichinstrument nicht antun, es sei denn es sollte – bei neueren Billiginstrumenten anzutreffen – einen Nitro- oder PU-Lack haben.

    Grüße

    Thomas

  5. Wie seht ihr das denn bei Darmsaiten? Sind diese empfindlicher oder setzt sich der Staub dort eher fest, so dass man sie reinigen muss?

  6. Hallo Marcella!

    Blanke Darmsaiten sollten geölt werden, so etwa alle zwei Wochen, die sind schon etwas pflegeintensiv. Welches Öl soll man nehmen? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Zur Wahl stehen oxydierende (“trocknende”) Öle, in erster Linie mal wieder Leinöl, oder nicht-oxydierende Öle. Manche von denen, z.B. Olivenöl, riechen aber mit der Zeit ranzig; ganz gut bewährt hat sich Babyöl aus dem Drogeriemarkt, sofern man den Duft mag. Die mir völlig überteuert erscheinenden Pflegeöle der Saitenhersteller habe ich noch nie probiert. Ich bevorzuge Leinöl weil ich meine, daß dieses die Saite besser “zusammenhält” und etwas steifer macht, was ich bevorzuge, außerdem reagiert eine derart präparierte Saite viel weniger auf Schwankungen der Luftfeuchtigkeit. Abstehende Fasern entfernt man mittels einem feinen Schmirgelpapier – 800er oder aufwärts – oder bei Kontrabaßsaiten (Achtung: Geheimtip) mit der Glut eines dünnen Räucherstäbchens, die dünneren Saiten der Quintstimmer könnten dadurch aber versengt werden. Kolophoniumreste auf der Saite werden wie gehabt mit Alkohol vorsichtig entfernt.

    Der Kern umsponnener Darmsaiten läßt sich nicht pflegen, deshalb sind gerade solche Saiten besonders feuchtigkeitsempfindlich und bruchgefährdet, beim KB eine teure Angelegenheit, deshalb spiele ich sie nicht.

    Bei der ganzen Ölerei bitte nicht vergessen: Der Kontaktbereich des Bogens darf natürlich nicht geölt werden.

    Grüße

    Thomas

  7. Hallo Thomas,
    kein Problem. Ich finde man darf Produkte ruhig erwähnen. Deshalb meinte ich ja auch, ich selbst würde sie persönlich nicht verwenden, was eben gar nicht prinzipiell gegen die Produkte spricht. Wenn man mit etwas gute Erfahrungen macht, sollte man das doch im Forum auch weitergeben – Solange sich hier nicht Mitarbeiter bestimmter Firmen tummeln, die ihre Produkte hochloben, ist das doch in Ordnung.

    Bei umsponnenen Darmsaiten bin ich ehrlich gesagt immer etwas unschlüssig. Ich schätze ja die Passione-Saite sehr…Insofern kommen sie mir oft genug unter.
    Alkohol entzieht natürlich dem Kontaktobjekt Wasser. Insofern kann man hoffen, dass man nur sehr wenig Alkohol am Lappen hat. Sonst würde der Darm “austrocknen” und schneller reißen. Mit blanken Darmsaiten habe ich pflegetechnisch keine Erfahrung und habe aufmerksam gelesen, was hier geschrieben wurde…

  8. Erst mal auch von meiner Seite vielen Dank für Eure Beiträge, diesen Thread lese ich auch mit großem Gewinn!

    Ganz kurz zum Thema Produktinfos – natürlich darf man hier über Produkte sprechen, dafür ist das Forum unter anderem da 😉 Werbespam und solche Sachen erkennen wir meistens recht schnell und haben dafür ein ganzes Set virtueller Alarmglocken im Schrank. Also keine Bange!

  9. Hallo Jean, hallo Nils!

    Dank für Eure Rückmeldungen. Was nun die Dehydrierung von blanken Darmsaiten bei der Reinigung mit Alkohol anbelangt: Ich meine, da braucht man sich keine Sorgen zu machen, das Material ist ja hygroskopisch, das holt sich die benötigte Feuchtigkeit schon wieder von selbst aus der Luft, auch wenn man unmittelbar nach der Reinigung Maximalbelastungen der Saite vermeiden sollte. Kritisch sind alle Stellen, an denen die Saite einen Knick macht: Saitenhalter, Steg, Obersattel, Mechanik/Wirbel. Die Kerben in Steg und Obersattel sollten peinlich glatt geschliffen und mit Graphit (weicher Bleistift) behandelt sein. Das Loch in der Welle der Mechanik (Baß) b.z.w. im Wirbel (Quintstimmer) sollte mittels eines Senkers am Rand etwas aufgeweitet werden, damit an dieser Stelle keine scharfe Kante auf die Saite drückt. Zum Verknoten am Saitenhalter b.z.w. zum Aufwickeln auf die Mechanik/Wirbel sollten die Saitenenden gut mit Wasser angefeuchtet werden, dann sind sie schön flexibel – eine KB-E-Saite kann schon mal über 5 mm stark sein, die bekommt man sonst nicht mehr gebunden. Sobald die Enden trocken sind – ölen, praktisch sind hierfür Wattestäbchen.

    Grüße

    Thomas

  10. In dem Fall hat der Lehrer vermutlich recht. Ich finde, es reicht grundsätzlich, wenn die Saiten nach dem Spiel (noch wichter aber das Instrument) vom Kolophoniumstaub befreit werden. Cellosaiten halten ja nur 1/2/3 Jahre – je nach Intensität des Spiels. Der Lack des Instrumentes hingegen soll das ganze Instrumentenleben halten.
    Saitenreiniger sind aus meiner Sicht entbehrlich. Als Geigenbauer verwendet man bei Stahl oder Nylonsaiten einfach reinen Alkohol, wobei man nur aufpassen muß, dass kein Alkohol an den Lack kommt.

    Die Frage ist zwar nicht gestellt, aber der Hinweis sei erlaubt. Bei Schülerinstrumenten werden immer wieder 4/4 Saiten auf kleine Instrumente gezogen. Auf ein 1/2 Cello gehören aber Saiten für 1/2 Cello. Die Saiten sind anders dimensioniert. Auf einem 1/2 Cello hat eine 4/4 Saite zu wenig Spannung und das Instrument klingt noch schlechter.
    Da rede ich mir schon seit Jahren den Mund fusselig…

    Mit freundlichen Grüßen
    Jean Severin
    http://www.severin-geigenbau.de

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