Search
Search Menu

Betrug und Abzocke mit alten Geigen

Ich leb ja auch hinter dem Mond 😉 Diese Geschichte mit diesem Geigenhändler der da verhaftet worden ist wegen seiner Stradivari-Betrügereien hab ich erst jetzt mitgekriegt. Ihr wisst bestimmt wen ich meine. Was meint ihr wird eigentlich sehr viel betrogen mit alten Geigen? Ich mein nicht mal so die ganz berühmten teueren. Und auch nicht den Gag mit den Stradivari-Zetteln, die nicht echt sind. Wenn ich über den Flohmarkt gehe schau ich mir mindestens 4-5-6 Geigen an und manchmal ist ein ganz schlauer Händler dabei der will mir eine für 800 Euro andrehen. Wo die bessere nebenan nur 50 kostet. Solche Geschichten kennt ihr doch auch, oder? Vielleicht sammeln wir mal, als Warnung 🙂

Author:

Mitglied von violinorum.de

5 Comments Write a comment

  1. Hallo, viosine,

    in der Tat muss man sicher aufpassen, welche Instrumente einem für welchen Preis “angedreht” werden. Aber es ist natürlich auch die eigene Entscheidung, wo und wie ich mein Instrument kaufe. Gehe ich über einen Flohmarkt und sehe da Geigen, kann ich Glück haben und ein Instrument erwischen, das von jemanden verkauft wird, der die Geige einfach nur los haben will, trotzdem ist sie okay…… echte “Schätze” sind eher selten und die Geschichten darüber. Wer das Glück hat….. herzlichen Glückwunsch. 800 € für ein Instrument auf einem Flohmarkt, würde ich persönlich nicht ausgeben.
    Viele Geigenbauer leben davon, dass sie Stammkundschaft haben, die ein Instrument zu einem fairen Preis kaufen und dann auch zur Wartung wieder kommen und das nächste Instrument vielleicht auch da kaufen, das alte in Zahlung geben können und den Geigenbaumeister empfehlen. Mund zu Mund-Propaganda beschert neue Kunden. Natürlich verhandelt ein Geigenbauer auch. Und ich, ich werde, wenn ich mir nicht sicher bin, andere Fachleute fragen, …. einen 2. Geigenbauer, Musikpädagogen oder Menschen, von denen ich vielleicht weiß, dass sie den Wert ungefähr einschätzen können…. gerade bei teuern Instrumenten. Erst dann werde ich mich für einen Kauf entscheiden. Grundsätzlich leihe ich mir das Instrument für einige Tage aus, spiele es zuhause in Ruhe an, vergleiche verschiedene Geigen usw. Und auch mir steht es dann frei zu handeln. So habe ich bei meiner Geige letztlich 3.100,00 € gespart. Ob das nun die korrekte Summe ist, darüber läßt sich streiten, denn ich denke man kann nur eine ungefähre Preisspanne festlegen. Ob ein Instrument dann einige Hunderter mehr oder weniger kostet ist dann nicht genau zu sagen. Aber es spielt ja auch eine Rolle, ob mir das Instrument persönlich gefällt, der Klang, das Aussehen usw. …. spricht es mich an, “verliebe ” ich mich in mein Instrument ? Insofern kommt es darauf an, dass am Ende beide…. Geigenbauer und Kunde zufrieden sind.
    Das offensichlich oder versteckt betrogen wird, glaube ich, ist eher selten. Ob ich ungeprüft und ohne die Worte zu hinterfragen einfach alles kaufe, was mir angeboten wird, hängt ja auch von mir ab. Echte Betrüger gehen allerdings so professionell vor, wie sie fälschen, wie sie taktieren, ….. das ist schwer zu überprüfen und den Sachverstand haben eher andere Geigenbaumeister. Daher ist es schon wichtig, andere Meinungen und Einschätzungen einzuholen.
    Weichen die Meinungen stark voneinander ab, habe ich ja die Möglichkeit das Instrument zurück zu geben, vorausgesetzt es war zum Anspielen ausgeliehen. Jemand, der so eine Möglichkeit einräumt, muss damit rechnen, dass ich herausfinde, was ein Instrument wert ist und daran erkennt man schon, wer seriös ist oder nicht.
    Das es in jeder Branche “schwarze Schafe” gibt, erklärt sich von selbst und auch, dass ich von einem Instrument auf dem Flohmarkt keine echte”Stradivari ” erwarten kann.
    Bisher habe ich bei den Geigenbaumeistern, die ich kenne keine schrägen Geschichten gehört, wohl aber von Privatpersonen, die ihre Mitmenschen betrogen haben, z.B. indem sie glaubhaft machen, ein besonders schönes Instrument zu besorgen und dann die vorhandene Geige nehmen und verscherbeln, gegen ein billiges minderwertigeres INstrument eintauschen…. Da suche ich mir meine Geige lieber persönlich aus und lasse mir Zeit ” mein Instrument” zu finden.

    LG Ilka

  2. Da hat Ilka schon eine ausführliche gute Einschätzung gegeben. An der Stelle möchte ich ergänzen:
    Es gibt “klevere” Geschäftsmodelle, die scheinbar seriös erscheinen. Auch Geigenbauer verkaufen ihren Kunden mitunter überteuerte Instrumente und garantieren ihnen den Rückkauf, wenn später das nächste hochpreisige Instrument erworben wird. So kann man sich über Jahre sicher fühlen und bekommt erst ein Instrument für 1000 statt 500€ verkauft und Jahre später das Instrument für 20000 statt 10000. Erst am Ende der Fahnenstange stellt man dann fest, dass man lange übervorteilt wurde.

    Deshalb:
    Instrumente immer ausleihen und eine zweite Meinung einholen. Damit darf man auch offen umgehen. Wer sich ein Auto vom Gebrauchtwagenhändler holt, fährt auch kurz in eine freie Werkstatt um den Zustand überprüfen zu lassen. Kein seriöser Geigenbauer hat etwas dagegen. Ein fairer Kollege (oder immer auch Kollegin) wird das Instrument hoffentlich nicht schlecht machen und gleich ein viel besseres Angebot aus dem Regal nehmen…

    Es gibt sie tatsächlich, die schwarzen Schafe. Sie nutzen aus, dass kein Laie eine Wertfeststellung machen kann. Der Lehrer kann oft nur sagen, ob das Instrument klingt und vielleicht ob es gut eingerichtet ist. Wenn man betrogen wurde bleibt immer noch der Rechtsweg offen. Den beschreiten allerdings wenige Menschen. Leichter ist es, das Instrument für den zu hohen Preis weiter zu verkaufen.

    Und es sind nicht nur die Geigenbauer – leider auch oft genug die Lehrer. Sie haben ein wichtiges Wort mitzureden beim Kauf. Ihre Empfehlung gibt oft den Ausschlag. Holt der Lehrer ein Instrument aus dem Koffer und sagt das ist toll und gut, ist die Sache oft entschieden. Wer stellt sich schon gerne gegen einen Lehrer (vielleicht der Professor).
    Auch hier gibt es einen regen Handel, an dem alle mitverdienen wollen. Der Prof. hat seinen Geigenbauer und kassiert eine Provision und lobt die Instrumente gerne. Da darf es dann auch schon mal ein teures Instrument sein.

    Es ist nicht einfach.
    Herzliche Grüße aus der Klassikerstadt

  3. Hallo, Jean,

    natürlich gibt es auch schlitzohrige Geigenbauer….. daher frage ich mich immer um, wer persönlich gute Erfahrungen mit einem Geigenbauer gemacht hat. Mund- zu Mund-Propagande bringt da so manche unklare Situation ans Tageslicht. So erfährt man, welcher Geigenbauer Instrumente nur in Kommission verkauft, was oft hinderlich bei der Neuanschaffung eines Instrumentes ist. Schließlich will man den Wert des alten Instrumentes in die Neuinvestition einsetzen, ohne Risiko, nicht den eingentlichen Verkaufspreis für das alte Instrument zu bekommen. Geigenbauer, die gleich super tolle Angebote aus dem Hut zaubern, und das zu begutachtende Instrument “schlecht” reden, rufen bei mir eher Alarmglocken hervor. Meine Lehrerin erzählte mir, dass sie fast zwei Jahre lang, durch ganz Deutschland getourt ist, bis sie ihre Geige ( ist wirklich toll) gefunden hat. Allerdings hat sie sicher noch höhere Maßstäbe, da sie ihr Instrument ja als Arbeitsmittel täglich viele Stunden braucht. Ich selbst habe bei drei Geigenbauermeistern verschiedene Instrumente angespielt, miteinander verglichen und selbst zuhause noch mal in Ruhe mit unterschiedlichen Musikstücken ausprobiert. Es klingt schon verrückt, aber ich habe eine richtige Tabelle angelegt, Musikstücke unterschiedlicher technischer und musikalischer Herausforderung gewählt und dann drauf los gespielt. Dabei habe ich die einzelnen Instrumente bewertet. Einige schieden erstaunlicherweise ziemlich schnell aus, so dass es immer leichter wurde, die Wahl einzugrenzen. Dabei habei hat sich u.a. heraus gestellt, dass der Preis alleine nicht sehr aussagekräftig ist. So ist meine alte Geige, oft genau so gut oder sogar besser gewesen, wie einige Geigen ein bis zwei Preisstufen höher. Da ist dann klar, dass man eine Geige nicht nur kauft, weil sie einen höheren Preis hat. Letzendlich habe ich von 9 Geigen meine Geige und eine andere noch “im Rennen” gehabt. Die andere hatte es mir dann auch persönlich ( geschmacklich und vom Klang her ) besonders angetan. Nach zwei weiteren Bewertungen anderer Geigenbauer, die Meinung meiner Lehrerin und eines anderen Musikers, habe ich dann die neue Geige erstanden, nur unter der Vorraussetzung, dass meine Geige bei der Inzahlungnahme sofort auf den neuen Kaufpreis angerechnet wird, ….. und sogar zu dem Preis einer Preisstufe höher, da ich ja mittlerweile selbstbewußt den Wert schätzen konnte. Da gerade bei teureren Instrumenten nicht genau geschätzt werden kann, ob sie Tausend Euro mehr oder weniger wert sind, sondern oft nur die ungefähre Preisspanne, habe ich mir durch Handeln noch einen Preisnachlass in Form einer großzügigen Skontierung geben lassen. So habe ich letztendelich 3.100,00 € weniger gezahlt, wie ursprünglich veranschlagt und ausgewiesen. Trotzdem war Zufriedenheit auf beiden Seiten. Der Geigenbauer hatte ein teureres Instrument verkauft, ich habe mein Wunschinstrument und ich bin zu mindest in dem Glauben, dass es ein faires Geschäft war. Der Geigenbauer weiß, ich werde ihm als Kundin erhalten bleiben und mein Instrument regelmäßig warten lassen.
    Bei der Begutachtung der Geige durch meine Geigenlehrerin hat sich herausgestellt, das ihre Geige und meine sehr ähnlich im Klang sind – zum Verwechseln – . Das wirft noch mal den Gedanken auf, dass man oft auch einem bestimmten Klangcharakter hinterher jagt.

    LG Ilka

  4. Unterscheiden muss man wohl wirklich zwischen Gewinnmaximierungsstreben des Händlers / Instrumentenbauers und echtem Betrug. Wenn ein bekannter süddeutscher Versand für Streichinstrumente in seiner Produktbeschreibung angibt: „ … aus der Hand unseres deutschen Geigenbaumeisters“, dann könnte er sogar Recht haben. Der Geigenbaumeister hat das neue Cello (auch wenn oben die Meinung zu alten Geigen gefragt war) vielleicht aus der rumänischen Verpackung genommen. Juristisch gesehen ist das vermutlich nicht einmal eine Täuschung, wohl kann man aber davon ausgehen, dass das Instrument besser dastehen soll als es tatsächlich ist. Verkauft wird tatsächlich ein solides Anfängerinstrument, jedoch zu einem Preis, der beim Geigenbauer wohl 500,- EUR darunter liegen würde. Wer lesen (und ausprobieren/vergleichen) kann, ist im Vorteil. Hier kann ich Ilka und Jean nur zustimmen.

  5. Jawohl. Geld verdienen ist ja erlaubt und muß sein. Aber es geht schnell ins übervorteilen über.
    Ein guter Geigenbaumeister sollte fair sein und den langfristigen Erfolg anstreben. Solide Arbeit, gute Beratung, fairer Preis. In der Hoffnung, dass Kunden das langfristig mehr schätzen und es am Ende heißt: Die/Der ist gut, da kann man hingehen und zu Recht Vertrauen haben. Ich bemühe mich redlich…

    In dem Sinn.
    Jean

Leave a Comment

oder